Freitag, 8. September 2023

Irmgardisoktav 10.-17.09.2023

 

Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet,

Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.

Welchen Vorteil hat der Mensch von all seinem Besitz,

für den er sich anstrengt unter der Sonne (Koh 1,2-3).

 


Das Programm zur Oktav finden sie hier!

Samstag, 6. Mai 2023

Die hl. Irmgard von Aspel - 3. Sturm des Schicksals - Folge 2

3. Sturm des Schicksals

Schloss Heimbach

Kaum daß sie die Burg hinter sich haben, stößt eine Schar Bewaffneter zu den Reisenden. „Gevehard“, entfährt es der erstaunten Gräfin, „Gevehard, schickt Euch die Vorsehung hierher?“ Gevehard, ein Kindgespiele der Gräfin, hatte auf seinen Gütern im Eifelwald von den Übergriffen Balderichs gehört. Ungesäumt war er den Frauen entgegengeritten. Nun bietet er sich als Beschützer an.

„Wir danken Euch für eure Treue“, sagt die Gräfin leise und warm. „Davon haben wir nicht allzu viel erfahren seit meines Gemahls schmerzlichen Tot.“ Erlaubt mir, Euch bis zur Burg Heimbach das Geleit zugeben; die Zeiten sind unsicher und die Reise nicht ohne Gefahr.“

Die Straße zieht zuerst durch Wiesengrund dem festen Rees entgegen. Dann biegt Sie leicht nach dem Süden ab und lenkt dem Rheinstrom zu. Mit der Fähre würde man an das andere Ufer übersetzen und endlich hinter dem Aachener Land in die Berge hineinstreifen. Als der Strom in der Ferne aufblitzt, trabt einer auf einem Pferd in die Richtung auf Aspel zu. Der drängt dicht an das Pferd Irmgards heran. „Nun reite ich doch wieder auf die Burg“, zischt es an Irmgards Ohr. „Hörst du, an den See, wo man mit dicken Steinen die Fische treffen kann. Und dich, dich fange ich mir doch einmal.“… Und drückt dem Pferd die Sporen in die Weichen, daß es senkrecht Aufsteigt, und rast davon. „Der Goswin!“ murmelt blaß das Mädchen. Und Ihre Hand die die Zügel hält, zittert. …

Am Rhein liegt der Abend schon über dem Wasser und mischt sein rotes Gold in die rastlos ziehenden Wellen. „Wohin sie nur alle streben?“ meint Irmgard, die zum erstenmal vor dem prächtigen Strome steht und an dem wunderbaren Anblick ihrer Schrecken vergißt. „Unaufhörlich löst eine Welle die andere ab. Nichts bleibt. Alles zerfließt, wie auch unser Leben zerfließt, wie auch unser Leben zerflossen ist seit des Vaters Tod.“

Sonntag, 9. April 2023

Die hl. Irmgard von Aspel - 3. Sturm des Schicksals - Folge 1

 3. Sturm des Schicksals 

Graf Godizos Wunden wollten nicht heilen. Woche um Woche zog ins Land, ohne daß eine Besserung eintrat. Siech und elend lag der sonst so lebensfrohe in seinem Gemach. Er klagte nicht. Aber die Wolke über seiner Stirn wurde immer düsterer. Immer seltener richtete er das Wort an die Frauen, die ihn mit leiser, linder Liebe betreuten. Denn auch Irmgard schien seit des Vaters Krankheit von fraulichem Ernst erfüllt, der weit über ihre Jahre ging. Die Mutter fand in der Tochter eine Stütze, die Sie nicht missen mochte in den schwarzen Tagen. Bei Irmgard wusste sie auch ihre jüngstgeborene, die kaum zweijährige Ermentrud, in besten Schutz.

Als die Lenzsonne wiederum milder übers Land scheint, sitzt Irmgard mit der kleinen

Schwester an der Wiese „am Meer“. Sorglos die kleine. Ihre Hände haschen nach den ersten Faltern und graben mit drolliger Ungeschicklichkeit die Lederblümchen aus der duftenden Erde. Irmgard aber sieht das Spiel von Licht und Schatten in dem Laub der alten Buche und sinnt über das Leid nach drüben im Schloß: Wie soll ich es anfangen, da hinein Licht zu tragen? O wenn doch die Muhme da wäre! Die könnte vielleicht raten und helfen…

Droben aber wechseln die Eltern ernste Rede. „Sei mir darin zu Willen“, bitte der Graf sein Weib mit dunkler Stimme. „Ich sterbe ruhiger dann“ … Mit Tränen in den Augen wehrt die Schloßfrau: „Sprich nicht vom Sterben, mein Gemahl. Denke an die Kinder. Denke an mich. Du wirst genesen an der größeren Kraft der sommerlichen Sonne“… „Ein Austausch mit einem Freund ist mir willkommene Freude. Glaubt mein Weib, das Freude mir schaden kann?“ „Ich will ihn zu Gast bitten“, seufzt die Gräfin, „möchte dir die Anstrengung nicht von Übel sein“…

Etliche Tage später sprengt Graf Gerhard vom Moselgau zum Schloß Aspel hinan. “Ihr seid mir vertrauenswürdig, Graf. Denn edle Sippe, wie seine edlere im Land, nennt Ihr Euer Eigen. Und Ihr habt einen blanken Schild und ein tapferes Herz, das sich hilflosen gern annehmen wird.“ Rasch streckt Graf Gerhard dem Siechen die Hand entgegen. „Sorgt Euch nicht. Ich will die Euren schon schützen. Und mögen noch so viele Feinde gegen Sie aufstehen. Hei, Waffenwerk und Waffenruhm! Wo es ehre zu erringen gibt, fehlt der Moselgau nie!“ Die helle Luft am Kampf lodert aus der jungen Ritters Blick. Er war tapfer und wollte auch ehrlich halten, was er versprach. Daß er durch seine Gemahlin, die Gräfin Eva, ein nahester Verwandter des Kaiserpaars geworden war, schien beim Grafen Godizo Grund genug, gerade ihn den Schutz und die Sicherheit der seinen anzuvertrauen.

Trotzdem bestürmen nach jener Unterredung, von der er sich klare Beruhigung versprochen hatte, erneut düstere Zweifel seine Seele. Ist Gerhard wirklich der Mann, in dessen Hut er sein Lieben wissen möchte, wenn man ihm, dem Grafen am Meer, bald den Grabhügel gewölbt haben wird und die Totenpsalme gesungen?

Freitag, 7. April 2023

Die hl. Irmgard von Aspel - 2. Kindertage auf Burg Aspel - Folge 2

Haus Aspel 1894

Kindertage auf Burg Aspel - Folge 2

Da schallt von unten die Stimme des Burgherrn. Scharf, befehlend. Knechte laufen hin und her, das Tor wird dröhnend zugeschlagen. Die Gräfin geht mit Irmgard dem Vater entgegen, der aufgebracht vor seinem Knecht steht und einen Streifen gesiegelten Papiers hält, das ihm der Kapellean gleich lesen soll. Im selben Augenblick mit der Gräfin und Irmgard tritt dieser zu der finsteren Gruppe. Der Knecht ist vom Herrn Godizos Mannen aufgehalten worden, als er voller Heimlichkeit Botschaft trug zwischen Udela und Balderich: „Wenn du mir helfen willst gegen Aspel, soll es dich nicht reuen. Gemahl der Udela zu heißen, ist wahrlich nicht geringe Ehre“…

„Du kannst gehen“, herrscht der Graf den Knecht an, „sag Deiner Herrin, du habest die Botschaft in die rechten Hände gelegt, und laß dir den Botenlohn von ihr selbst auszahlen.“

Auf Aspel begann noch am gleichen Tag gewaltiges Rüsten. Man wusste, dass man sich vorzusehen hatte. Bei all dem herrschte ruhige Zuversicht. Graf Godizo durfte es auf eine Belagerung ankommen lassen. Seine Burg war weitum gerühmt wegen ihrer Festigkeit und der Höhe ihrer Türme. Sie war nur von einer Seite her für den Feind zugänglich. Auf allen anderen jedoch aufs trefflichste geschützt durch „ das Meer“ und das sie umgebende Sumpfgelände.

Es dauerte denn auch nur wenige Tage, bis der Wächter heranziehende Reiter meldete. Balderich schickte sich mit anderen Verbündeten zu einem Sturm auf Aspel an. Vergeblich. Das Schloß behauptet sich. Wütend zogen die Belagerer schließlich wieder ab. Aber sie ließen ihren Zorn an der wehrlosen Bevölkerung in den benachbarten Gebieten aus. Fruchtbare Acker wurden verwüstet, die Gehöfte ein Raub der Flammen.

Der Graf aber war durch einen Pfeil an der Schläfe getroffen worden und liegt nun mit verwundener Stirn auf einem Lager. Seine Gemahlin sucht lindernde Salben und die weichsten Tücher, den Brand in der Wunde zu kühlen.

Irmgard streichelte leis die Hand des geliebten Vaters. Sie mag nicht wie sonst in den Garten hinuntergehen und zu ihrem Lieblingsplatz „ am Meer“. Sie sieht nicht die Sonne auf den Wegen vor dem Schloß. Sie sieht nur den Vater mit der dicken Binde um den Kopf, die Mutter, aus deren Antlitz jedes Lächeln gewichen ist. Wie soll man denn das Licht in das Dunkel tragen, wenn alles Licht zerbrochen ist und verweht wie Staub im Sturm? 

Fortsetzung => 3. Sturm des Schicksals

 

Freitag, 24. März 2023

Die hl. Irmgard von Aspel - 2. Kindertage auf Burg Aspel - Folge 1

 

Kindertage auf Burg Aspel - Folge 1 

Irmgard ahnt noch wenig von drohender Gefahr, die sich um ihr kleines Leben zusammenballt. Noch atmet ihre Seele Paradieseshauch. Noch weiß sie nichts vom Hass und Neid der Menschen. Alles ist so selbstverständlich in ihrer Kinderwelt: die Sorge der liebenden und heißgeliebten Mutter, die hingebende Treue Gerburgas, der alten Kindermagd, die herrlichen Augenblicke, wenn der Vater zu Hause ist und mit seinem Kind fröhlich scherzt. Achtsam erlauscht sie sein Kommen; jauchzend springt sie ihm entgegen, wenn er müde und bestaubt durchs mächtige Schlosstor reitet.

Lauter Glück und Geborgenheit ist Irmgards Reich. Dazu gehört auch der Garten, der sich hinter der Burg zum Walde hinzieht. Dort spielt sie unter den dickstämmigen Buchen und den knorrigen Eichbäumen. Dort vergnügt sie sich auf der Wiese, die zwischen dem Wachtturm und dem Graben blüht. Oder aber sie sitzt stundenlang bei den Silberpappeln "am Meer", dem großen See, der die Burg uneinnehmbar macht.

Der Wind haucht blitzende Kreise auf die Wasserfläche. Die Sonne wirft Goldstaub über das Geringel. Mücken tanzen ihre zuckenden Reigen im warmen Licht. Das Kind sitzt davor und schaut dem Leuchten zu und dem vielfältigen, spielendem Leben, das auch in ihm selbst pulst. Am jenseitigen Ufer sieht sie das Schloss ragen. Drinnen weiß sie die Mutter und die vielen aus dem Gesinde, die immer gut sind und lachen, wenn das Kind erscheint.

!Irmgard!" klingt da eine Knabenstimme von der Plankenbrücke her, die zu einer schmalen Landzunge führt. Über den Steg gelangt man schnell zu der äußersten Spitze der kleinen Halbinsel: ein wunderschönes, ganz von Wasser umgebenes Plätzchen, das zu betreten leider die Mutter strenge verboten hat. "Irmgard, wo steckst du?" Zornig und böse klingt es. "Komm schnell, sonst..." Das Kind fährt bei diesem Ruf zusammen. Es lässt die Blumen fallen, die es durch prunkvolle Verschlingung der Stiele zu einem Kränzlein flechten wollte. Hastig springt sie von der übermoosten Baumwurzel. Der Goswin! Wie kommt der wieder in die Burg? Irmgards Herz stößt in wilden Stößen. Immer wenn Goswin in der Nähe ist, überkommt sie jähe Angst. Da taucht er schon aus dem Gebüsch am Ufer. "Irmgard, was treibst du da so allein? Komm, wir spielen!" Ein wohlgezielter dicker Stein schlägt platschend neben dem Kind in den See. Das aber fängt an zu weinen und läuft dem Schlosse zu. "Lauf nur, dumme Trine, ich werde dich schon fangen...Dann sollst du was erleben."

Wütend springt der Junge der fliehenden her. Diese aber schreit zum Erbamen: “Mutter, Mutter!“ und „Gerburga, Gerburga!“… Wenn die doch in der Nähe wäre, die Gerburga! Denn nun ist in dem Kind wirkliche Not!

Goswin ist das erste Dunkel in diesem hellen Kinderleben. Er bringt Bedrohung, Schrecken, atemraubende Furcht. Goswin stört nicht nur böswillig jedes Spiel. Er reißt Irmgard an den blonden Haaren, er peinigt Sie wo und wie er nur kann.

„Warte, ich will dich schon fangen.“ Dies Kriegsgeschrei jagt das kleine Mädchen unzählige Male aus seinem lieblichen Spiel. Jagt es, bis es in schützenden Armen sich beruhigen kann, bis die dunkle Not in der Kinderseele vom guten Wort der Mutter oder der Amme gebannt wird.

Graf Godizo hat den halbwüchsigen einmal im Stalle bei den Pferden überrascht, wie er voller Hingegebenheit sein abscheuliches Tun die Tiere quälte. Ein anderes Mal traf er ihn hinter dem Gesindehaus, damit beschäftigt, einer Lerche die Augen auszustechen. Graf Godizo hatte den Knabenscharf zur Rede gestellt und ihm verboten, je wieder ins Schloß zu kommen. Seitdem hatte sich die Spannung zwischen Godizo und Balderich, des Knaben Vater und des Aspeler Grafen Waffengefährten beim Sturm auf Uplade, noch verschlechtert. Das diese Entfremdung bestand und wuchs, war dem Grafen „vom Meer“ eine ebenso traurige wie rätselhafte Tatsache. Seitdem Balderich im Verein mit Godizo die Feste Uplade gebrochen hatte, wich er dem Freunde offensichtlich aus. Er erschien nicht, als das der Graf zur Jagd lud und das frohe Halaliklang in den dichten gräflichen Wäldern. Er fehlte im Herrensaal beim Bankett, als Godizo mit seinen Mannen den Sieg über die unholde Gräfin Udela feierte.

Sonntag, 20. November 2022

Die hl. Irmgard von Aspel - 1. Kapitel Ahnenerbe


 

Ahnenerbe

Breit und grau schlägt die Woge der Nordsee an den flachen Strand. Breit und grau wälzt der Rhein seine Flut dem Meer entgegen. In gleichmäßiger Wiederkehr dröhnt der Aufschlag der Wasser gegen die Küste: Ewigkeit, Ewigkeit. Der Strom aber, wie aus innerem Müssen gedrängt, schiebt sich am Tag der Menschen vorüber, bis er sich in diese Ewigkeit ergießt. So vielgestalt ist dieser Menschen Tag an seinem Ufer. Schön und friedlich die Triften mit dem weidenenden Vieh, verträumt an den schilfumwachsenen Seen, in denen das Wassergeflügel gurrt und raschelt; voll heimlicher Geborgenheit in den Kampen hinter den Wallhecken und den Eichenwäldchen; unirdisch feierlich, wenn der Glanz des Abends über der endlosen Ebeneleuchtet und die Weizenfelder im späten Winde wallen wie ein riesiger Ozean.

Nirgends wird der bewundernde Blick aufgehalten. er schweift in verblauende Fernen. Er schaut den gereihten Pappeln nach und den segelnden Wolken. Er folgt dem Flug der Vögel und nimmt sich aus der feierlichen Weite zurück, um sich an einer lieblichen Nähe festzusaugen: einer kleinen Wiesenblume, der Efeuranke am Stamm einer alten Linde, dem Plätscherbrunnen vor einem freundlichen Bauernhaus.

Aber auch schaurig kann die Landschaft sein am Niederrhein. Dann heulen die Stürme zur Zeit der Eisschmelze. Dann brechen die gestauten Wasser über die Dämme. Dann beginnt das Land zu klagen und steht machtlos vor der Wut der Naturkraft. Die wühlenden Wogen treffen das nährende Land. Schwarze unheimliche Kolke1 zeigen auch dem Enkel noch, wo das Unheil der Menschen Glück und Gut zerstörte.

Dieses Land erzieht sich Menschen mit hartem Willen und zäher Geduld. Menschen, die ihre Kräfte einzuspannen wissen gegen die dunkle Not, gegen feindliche Übergriffe in den eigenen Besitz. Sie sind im Kampf erprobt, die Menschen dieser Erde. Nicht nur im Kampf gegen die Naturmächte: Kampf, Abwehr, Eroberung in heißem Ringen steht auf den Blättern ihrer Geschichte. Kampf im äußeren Machtbereich, schwerer Kampf zwischen dämonischer Finsternis und lichter Klarheit, zwischen Bosheit und besserer Einsicht im Reich der Seele.

Gerade in diesen trutzigen Männern und starken Frauen des niederdeutschen Bodens mochten die sanften Lehren des Christentums auf harten Widerstand stoßen. Darum erlebt dieses, indem es am Niederrhein an Boden gewann, zugleich die fürchterlichsten Offenbarungen des Hasses der Unterwelt. Um die Wende des 1. Jahrtausends rührt hier die helle christliche Gesittung messerscharf an die Abgründe teuflischer Gelüste und Taten. Fromme Frauen atmen gleiche Luft mit solchen, denen Grausamkeit und Herrschbegier jedes frauliche Empfinden ertötet hat.

Die Rechtlichkeit des christlich deutschen Edelmannes wird durchkreuzt von der Maintat und der Falschheit des Gewaltsamen, der durch Unrecht und Blut zu seinem Ziele gelangt. Für jede Ruchlosigkeit hatte man ja das noch frische Beispiel am Feind, der vom Norden kam und jahrhundertelang die Geißel des Landes blieb. Verbrannte nicht Utrecht lichterloh zu einem Aschenhaufen, als die Nordmänner dort wüteten? Leuchtete nicht der Dom zu Xanten wie eine Riesenfackel durch die Nacht? Die Menschen liefen um ihr Leben zu den ummauerten Höfen auf den Moränenwällen. Sie duckten sich, wie verscheuchte Vögel sich ducken, wenn der Geier kommt. Sie blieben im Schutz des Landadels, der nun seinerseits in Gefühl vermehrter Macht Dienste forderte und Gefolgschaft von denen, die sie in ihre festen Plätze hineingenommen hatten. Es kam zum Kampf zwischen Edelling und Edelling. Als nach fünfzehnmaligem Einbruch die Normannen den Rhein verließen, um anderswo neuen Eroberungen nachzugehen, wurden die Machtansprüche von Burg zu Burg ausgetragen im geheimen und offenen Zwist. Das Land am Niederrhein ist der Boden, dem die heilige Irmgard von Aspel entsproß. Feindeinbrüche und Bruderfehden bilden den lärmvollen Hintergrund vor dem dieses Frauenleben steht. Nein, nicht den Hintergrund. Irmgard wird hineingezogen in den Strudel schicksalshafter Verwirrungen ohne daran selbst verwirrt zu werden; in diese Frevel und dunklen Irrungen, ohne selbst in die Irre zu gehen; sie ist wie ein helles, reines Licht, was dort leuchtet, wo es von der Vorsehung hingestellt wird, das wärmt und die Umgebung glücklich und besser macht, ohne viel Worte, einzig durch die Kraft ihres Wesens und die Taten ihrer Liebe.