Donnerstag, 27. Oktober 2016

Theaterstück, Die Hl. Irmgardis 1928

Ein weiterer Schatz Süchtelner Geschichte konnte gehoben werden.


Die Hl. Irmgardis 
Ein geistig Spiel mit Vorspruch 
und Chören in 3 Handlungen
Von Bruno Herman Hottenroth

Süchteln, im April 1928

Über den Volksbühnendichter und Schauspieler Bruno Herman Hottenroth ist kaum etwas bekannt. Er schrieb mehrere Theaterstücke, die bekanntesten sind "Die Rose von Dilsberg" und "Der Klosterbruder von St. Michael".
Das Original-Manuskript zum Theaterstück "Die hl. Irmgardis" kann hier nachgelesen werden. Geschrieben auf sehr dünnem Schreibmaschinenpapier, kann man es als ein Wunder ansehen, dass es die Zeit überdauert hat. 

Die erste Handlung spielt an einem Herbstmorgen des Jahres 1040, die zweite am St. Johannistage des Jahres 1042 und die dritte wenige Tage darauf. - Der Ort der Handlung ist Christoffels Hütte in den Süchtelner Bergen.

In einer sehr eindringlichen Sprache schafft es der Dichter, den Betrachter mitzunehemen in den katholischen Kosmos von Himmel - Erde - Hölle, welcher auf eindringlicher Weise im Prolog eröffnet wird:
Zum vergrößern Bild anklicken
Die Szene ist einige Augenblicke leer, dann tritt auf
Prologus:
Mit  hohem Verlaub vieledle Männer und Frauen,
Die ihr gekommen, das Süchtelner Spiel hier zu schauen,
Wie es abseits vom Lärm und Getreibe heutiger Welt,
Den Sinn auf Vergangenes, doch Ewig+Bleibendes stellt,
Euch sag ich zuerst ein herzlichst Wilkommen zur Stunde
Und grüss euch im Namen des Dichters hier all in der Runde.
Auch verheiss ich euch Dank, dass den Weg ihr habt nimmer gemieden,
Der zu innerer Einkehr euch mahnet und heerestem Frieden,
Denn das Spiel, das wir zeigen, ist nicht ergötzlich zu schauen,
Ist umwebt von den Qualen der Erde und Beelzebubs Grauen.
Denn wo wär es auch anders, das wo göttliche Liebe sich zeigt,
Nicht des Satanas Fratze aus dem Flammenmeer steigt,
Um gläubige Menschkinder durch Lug zu verwirren
Und vom Pfad des Glaubens die für sich selber zu kirren.
So ist auch das Spiel, das in Demut wir wollen euch zeigen,
Nichts anderes denn, als der finsteren Urmächte Reigen,
In dessen bergauf und bergniedersteigendem Ringen,
Das Böse versucht das Gute zum Falle zu bringen.
Doch wie stets es im argen mit Satanas Listen bestellt,
Ist sein Wirken auch hier nur für den irdischen Kreislauf der Welt,
Wo das Göttliche Wesen aufschliesst die Pforten zum Heil
Nimmt, Beelzebubs teuflisches Wirken nimmehr teil
Und entgeisterten Auges und mit blödem, stierem Gesicht 
Sinkt ins Nichts er zurück, geblendet vom Göttlichen Licht. 
Wohl zeigt euch das Spiel nicht Satanas wahre Gestalt,
Doch werdet durch Trachten und Treiben erkennen ihr bald,
Wessen Körper der schwärzeste, dunkelste Ingrimm bezog 
Und den Aermsten der Armen durch sich selber betrog,
Bis das Heil einst erkennend, es aus Satanas Macht sich befreit 
Und dann eingeht durch Busse zu göttlicher Selbstherrlichkeit.

Während der letzten Worte ist er im Inneren des Berges, aus dem er 
vortrat, wieder verschwunden.


Die Uraufführung fand am Donnerstag, den 17. Mai 1928 (Christi Himmelfahrt) statt in der Städtischen Freilichtbühne Süchtelner Höhen, hier einige Eindrücke wie das Freilufttheater damals aussah und wie es heute vorzufinden ist:


Freilichtbühne Süchtelner Höhen um 1926
Freilichtbühne Süchtelner Höhen um 1926

Freilichtbühne Süchtelner Höhen um 1932



Freilichtbühne Süchtelner Höhen um 2010





Mittwoch, 12. Oktober 2016

Oratorium - Die Heilige Irmgardis

Dass es ein Oratorium zu Ehren der Heiligen Irmgarids gibt, war bisher den meisten Süchtelnern völlig unbekannt. Aufgetaucht ist neben der Partitur auch der Text zu diesem Oratorium, der das Leben der Heiligen Irmgardis in acht lebenden Bildern zeigt:

1. Irmgardis, die betende Grafentochter,
2. Irmgardis stiftet die Marienkriche zu Rees,
3. Irmgardis vertreibt die Ritter, 
4. Irmgardis empfängt den Segen des Papstes,
5. Irmgardis übergibt dem Papst die Reliquien
    der heiligen Ursula vor den Toren Roms,
6. Irmgardis betet vor dem Kreuz im Kölner Dom,
7. Irmgardis letzte Lebensstunde,
8. Irmgardis Verherrlichung,

"Die Bilder sind in der Mehrzahl nach den Fenstern der Pfarrkirche zu Süchteln angebrachten Darstellungen aus dem Leben der hl. Irmgardis entnommen." So heißt es unter anderem in dem 1896 erschienen Text-Druck zum Oratorium vom Verlag Thelen Süchteln.
Weiter heißt es dort, "....daß jene Heilige tatsächlich eine große Verehrung genießt. Diese noch mehr namentlich auch in weiterer Umgebung Süchtelns zu heben, ist der Zweck des vorliegenden Oratoriums, welches demnächst vom kath. Kirchenchor hierselbst zur Uraufführung gebracht wird."

120 Jahre später ist diesem Plan nichts hinzuzufügen. Vielen Dank an die fleißigen Sammler!

Oratorium

für Soli und gemischten Chor 

mit Klavierbegleitung die Partitur hier


Partitur  - Oratorium Die hl. Irmgardis



Oratorium

für Soli und gemischten Chor 

mit Klavierbegleitung der Text hier

Text - Oratorium Die hl. Irmgardis




Donnerstag, 6. Oktober 2016

Die geschlossene Kapelle des SüchteIner Irmgardisstifts

Nur eine Übergangslösung
"Es sollten fast anderthalb Jahrzehnte vergehen, bis die Kapelle im Irmgardisstift in der vorgesehenen Ausstattung fertig gestellt werden konnte (siehe 2. Foto unten). Bis dahin begnügten sich die Franziskanerinnen mit Übergangslösungen", so die Bildunterschrift zu diesem Bild in einem Süchtelner Geschichtsbuch.
Kaum zu glauben, dass den Ordensschwestern in den 20´er Jahren des vorigen Jahrhunderts diese Kapelle nur als eine "Übergangslösung" gut genug war. Für uns heute lebenden Menschen 50 Jahre nach der Liturgischen Reform in der katholischen Kirche, wirkt dieses Bild schon alleine wie ein Blick in eine fremde unbekannte Welt. 

zum Vergrößeren anklicken - Kapelle Irmgardisstift vor 1924

15 Jahren Geldsammeln
"Nach 15 Jahren Geldsammeln, Sparen, zahlreichen Tombolas und Bazaren sowie der Hilfe von Spendern war es endlich soweit, dass die Franziskaner Ordensschwestern 1924 den Abschluss der Ausstattungsarbeiten für ihre Kapelle, das Herzstück ihres Ordenshauses (Irmgardisstift Süchteln), feiern konnten", heißt es in dem Süchtelner Geschichtsbuch weiter.
Und das ganze trotz Währungschaos im Jahr 1923!
Hier liegt das ganze Geheimnis zum Erfolg und die innere Einstellung der damaligen Ordensschwestern offen. Für heutige Zeiten ein unvorstellbarer Vorgang, dass im kirchlichen Bereich Geld gesammelt wird, der nicht sozial karitativen Zwecken dient, sondern zum Erbauen und Verschönern einer Kapelle, eben zur Ehre Gottes.

Der Altarraum, wie die Ordensschwestern ihn erbaut hatten, ist natürlich in den zahlreichen Umgestaltungen des Irmgardisstifts und durch die nachkonziliare Ära zerstört worden, hin zu einer "neuen" protestantischen Nüchternheit.

Ein kaum beachteter Skandal
Ein besonderer Skandal ist nach der plötzlichen Schließung des Irmgardisstifts als Altenheim im Jahr 2015 durch den kirchlichen Träger Caritas zu verzeichnen. Ohne dass die Pfarre St. Clemens informiert wurde, hat das Bistum Aachen im Zuge der Altenheimschließung auch die Kapelle im Irmgardistift schnell entwidmet und geschlossen. Das bedeutet die rituelle Aussegnung eines Kirchengebäudes, das danach nicht mehr als Gotteshaus zu Verfügung steht.
Die Kapelle im Irmgardisstift war bis dahin fester Bestandteil der Süchtelner Gottesdienstordnung!

Eine mit Hingabe und Opferbereitschaft erbaute Kapelle wurde sukzessive dekonstruiert und schließlich sang- und klanglos zugesperrt. Der Letzte macht das Licht aus!
 
Kapelle Irmgardisstift nach der Fertigstellung 1924
Licht durch ein Fenster
Eines der schönsten Fenster im Irmgardisstift Süchteln (siehe unten) mit dem "Heiligen Antlitz" oder auch "Volto Santo" lässt weiterhin Licht ins Innere der jetzt geschlossenen Kapelle. Dieses Fenster führt in die Tiefen der katholischen Religion und bietet den Schlüssel, der eines Tages die Kapelle des Irmgardisstiftes öffnen wird.

Erfahren Sie mehr über das "Volto Santo" von Manoppello. In einem Videobericht hier führt der bekannte Vatikan-Korrespondent Paul Badde in dessen Geheimnisse ein.
Paul Badde kommt gebürtig aus Nettetal-Schaag. 


Fenster im Irmgardisstift Süchteln mit dem "Heiligen Antlitz" oder auch "Volto Santo" - anklicken zum vergrößern