Dienstag, 12. Dezember 2017

Das vergessene Irmgardis-Klösterchen

Historische Ausstellung


Am Sonntag, den 3. Dezember 2017, gab es im Altbau des Irmgardis-Krankenhauses Süchteln eine historische Ausstellung. Diese gab dem Besucher Einblicke in die Entwicklung von Krankenpflege und Medizin in den zurückliegenden Jahrzehnten.

Es wurden Exponate aus früheren Zeiten des Krankenhauses zusammengetragen. Bei weihnachtlichen Klängen öffneten sich alte Türen und man bekam einen Eindruck, wie es früher gewesen sein muss. Für ein paar Stunden wurde das altehrwürdige Gebäude aus seinem Schlaf erweckt.



In alten Trachten aus dem Krankenhausleben begrüßten die engagierten Schülern der Süchtelner Krankenpflegeschule die Besucher hier. Es gab Getränke und Glühwein. Klasse war, dass bis auf das letzte kleine Detail geachtetet wurde. Neben einer alten HB-Zigarettenschachtel auf dem Nachttisch und einem alten Metallföhn auf der Toilette. Ganz zu schweigen von den vielen Exponaten aus den alten Tagen der Medizin, sucht diese Ausstellung sicherlich ihresgleichen am Niederrhein.



 




Fotoausstellung

Besonders bemerkenswert war eine Fotoausstellung zum Krankhaus aus früheren Zeiten. Und ein kleiner historischer Abspann an der Wand. Dass neben dem Krankenhaus auch direkt ein Kloster angeschlossen war, ist vielleicht vielen Süchtelner nicht mehr bekannt. Dieses wurde auch "Irmgardis Klösterchen" genannt. Auffallend sind die vielen kleinen Heiligen-Nischen am Dachgiebel des Klostergebäudes. Rechts der noch heute erhaltene Altbau mit der Irmgardisstatue.
Das Krankenhaus reiht sich ganz klar in die Ideale der Krankenversorgung ein, welche die Hl. Irmgardis im 11. Jahrhundert von Rom nach Köln mitbrachte. In Köln hatte sie zu dieser Zeit das erste Hospiz in Mitteleuropa gegründet. Weitere Informationen dazu finden Sie hier und hier.

Zum Vergrößern das Bild anklicken.

Altes Irmgardis-Klösterchen, Irmgardiskrankenhaus
Beim näheren Betrachten endeckt man plötzlich einen neo-gotischen Erker. Dieser ist auf dem oberen Foto hinter dem Baum unterhalb der Irmgardisstatue zu sehen. Was ist das?

Altes Klostergbäude, Irmgardiskrankenhaus

Von der anderen Seite betrachtet, kann man den offensichtlichen Kapellenerker gut erkennen. Dieser soll dort bis 1965 gewesen sein. Interessant wäre zu erfahren, warum der Erker abgerissen wurde.

Erker der alten Krankenhauskapelle
Der Zweck dieses Erkers war nicht, von außen sichtbar zu machen, dass es sich um eine Kapelle handelt oder um Licht herein zu lassen. In dieser Niesche hatte der Altar der Kapelle und mit ihm der Tabernakel des Altars seinen Platz. Da in ihm Gott den Schwestern und den Gläubigen gegenwärtig war, sollte der Erker dem Zweck dienen, dass nichts über Gott stehen konnte. Das schlug sich in der Architektur nieder, diese Art von Kapellenerkern sind auch oftmals an Burgen und Schlössern zu beobachten.

Noch heute ist am Gebäude die Stelle gut zu erkennen, an welcher der Erker der Kaplle gewesen ist:

Abdruck des abgerissenen Erkers der Krankenhauskapelle, Winter 2017

Ein Blick wie die alte Krankenhauskapelle in ihrem Ursprung ausgesehen hat.

Alte Krankenhauskapelle, Ursprung

Desweiteren eine Aufnahme, welche die Kapelle im Zustand nach den "Umbrüchen" durch das zweite vatikanische Konzil (1960-1964) zeigt. Die Konzils "Früchte" mussten leider auch Einzug halten in die kleine Klosterkapelle des Irmgardiskrankenhauses in Süchteln. Wie eine solche brachiale Umgestaltung vollzogen werden konnte, bleibt unverständlich.

Alte Krankenhauskapelle, um 1960

Weitere Eindrücke aus den alten Tagen des Irmgardiskrankenhauses:

Krankenhausgarten mit Heiligenfigur, Irmgardiskrankenhaus
Mariensäule im Mariengarten, Irmgardiskrankenhaus
Krankenhausküche mit Ordensschwestern, Irmgardiskrankenhaus

Geschichte des Kloster und des Krankenhauses

1856 wurde durch Anregung des Pfarrers Gottfried Joseph Ringelhoven (1821 - 1859 Pfarrer in Süchteln) und durch kräftige Hilfe des Herrn Eynen das Irmgardis Klösterchen eröffnet, das zuerst eine Privatschule mit 80 Kindern war, dem eine Nähschule angegliedert wurde.
1857 erhielten die Schwestern den Unterricht in den Elementarschulen.
1860 am 21. Juni wurde der Grundstein zum Kloster gelegt und eine höhere Töchterschule untergebracht. (Eigentum der Genossenschaft)
1863 kaufte die katholische Pfarrgemeinde in Süchteln ein Grundstück zum Bau eines Krankenhauses, wozu aber erst am 19. August 1896 der Grundstein gelegt wurde. Die Schwestern übernahmen schon die ambulante Pflege in der Stadt.
1871 Als am 8. September die erste Pflegebedürftige eintraf, übernahmen die Schwestern die Pflege, und in kurzer Zeit stieg die Zahl der Kranken auf 52. Infolge einer schweren Epidemie wurde von der katholischen Pfarrgemeinde
1872 ein Epidemiehaus errichtet, zum Teil aus Spenden bei einer Hauskollekte.
1880 wurden im Epidemiehaus zahlreiche Scharlach- und Diphtheriekranke und
1891 viele Typhuskranke verpflegt.
1894 wurde der Grundbesitz des Krankhauses durch den Ankauf mehrerer Stücke vergrößert.
1897 begann man mit dem Anbau zum Krankenhaus (Flügel) wozu Frl. Tolles 18000 Mark stiftete.
1905 erwarb die katholische Pfarrgemeinde Süchteln das Besitztum des Klosters für 33000 Mark und bezahlte 16000 Mark in bar. Die Genossenschaft dagegen kaufte in Gegentausch das der Pfarrkirche gehörige Dietges (Stiegers) Erbe für 17000Mark, um eventuell dort die neue Schule mit Pensionat zu bauen.
1909 zu Ostern wurde die Schule ins Irmgardispensionat verlegt.
1931 wurde der Erweiterungsbau des Epidemiehauses gebaut, und
1934 der Verbindungsbau zwischen dem Hauptgebäude und dem Antoniushaus erichtet.

Mittwoch, 22. November 2017

Der heilige Papst Clemens I. - 23. November

Die katholische Pfarrkirche von Süchteln hat als Patrozinium den heiligen Märtyrer Papst Clemens. Sein Festtag ist der 23. November. Die Kirche St. Clemens ist bekannt für ihre schönen Kirchenfenster aus dem Leben der heiligen Irmgardis. Dass auch einige Kirchenfenster im Chorraum der Kirche aus dem Leben des heiligen Clemens berichten, ist weniger bekannt (Bilder zum vergrößern anklicken). Folgender Beitrag und das ergreifende Video-Hörspiel aus der Zeit der Christenverfolgung wollen aus dem Leben des heiligen Clemens berichten:
 
Chorfenster mit dem Hochaltar, Seitenflügel geschlossen - St. Clemens Süchteln


23. November
Der heilige Clemens, Papst und Martyrer

Der heilig Papst Clemens, mit dem Beinamen Romanus, d.h. der Römer, stammte aus einem vornehmen römischen Geschlechte. Einige waren der Meinung, dass er ein Vetter des Kaisers Domitian und ein Onkel der heiligen Domitilla gewesen ist. Sein Vater hieß Faustinus. Clemens wurde durch den heiligen Apostel Petrus zum Glauben bekehrt. Er hing mit fester Treue dem Apostelfürsten an und unterstütze denselben mit großem Eifer in der Predigt des Evangeliums und in der Regierung der Kirche, weswegen der heilige Hieronymus und andere Kirchenväter ihn einen apostolischen Mann nennen. Der gelehrte Clemens von Alexandrien nennt ihn geradezu einen Apostel, und nach Rufien war er einem Apostel gleich. Die Lehre Christi hatte sein Herz ganz durchdrungen. Ausgezeichnete Tugenden schmückten den Apostelschüler. Sein erstes und höchstes Bestreben war, die Heiden, die in Finsternis und auf dem Wege des ewigen Verderbens wandelten, zu bekehren, sie in der Lehre des Lichtes, im Glauben an Jesum Christum zu unterweisen, in der Liebe Gottes und des Nächsten zu stärken und auf dem Weg zum ewigen Leben zu führen. Er begleitete deshalb auch den Apostel Paulus oft auf dessen Reisen und kam mit ihm im Jahre 62 nach Philippi, wo er mit ihm schwere Drangsale erduldete. Der heilige Paulus nennt ihn seinen Mitarbeiter und rühmt ihn mit diesen Worten: "Auch bitte ich dich treuer Genosse, nimm dich ihrer an, die mit mir für das Evangelium gearbeitet haben, auch mit Clemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buche des Lebens stehen.“ 

Clemens vor den Aposteln Petrus und Paulus - St. Clemens, Süchteln


Die heiligen Väter berichten übereinstimmend, dass Clemens vom Apostel Petrus selbst zum Bischofe geweiht und zu seinem Nachfolger bezeichnet worden sei. Als der heilige Clemens als Glaubensbote in verschiedenen Ländern reiste, war er bereits Bischof; ob er unmittelbar dem Apostelfürsten als Nachfolger in der Regierung der Kirche gefolgt sei, oder erst nach dem heiligen Linus, darüber gehen die Berichte der griechischen und die der lateinischen Schriftsteller auseinander. Der heilige Irenäus schreibt: "Clemens, dieser dritte Papst nach dem heiligen Petrus, hat die heiligen Apostel noch gesehen, ihren Unterricht gehört und die apostolischen Überlieferungen treu bewahrt.“ Auch das römische Märtyrerbuch nennt den dritten Papst nach Petrus. Tertullian berichtet, das Clemens dem heiligen Linus gefolgt sei. Nach Angabe des heiligen Damasus war Linus schon im Jahre 67 gestorben; und Johann III. berichtet ausdrücklich, dass Petrus den Linus und Kletus zu seinen Lebzeiten als Gehilfen und Stellvertreter im bischöflichen Amte genommen, aber bei seinem Tode den heiligen Clemens zu seinem Nachfolger in dem Oberhirtenamte der Kirche ernannt habe.
Das im Bezug auf die Streitfrage. Clemens war ein wahrhaft apostolischer Mann, der vieles für den Glauben gewirkt und gelitten und für denselben wie Linus und Kletus sein Leben dahin gegeben hat. In den ersten christlichen Jahrhunderten war mit der Würde des Oberhirtenamtes der Kirche immer das Martyrium verbunden. Wer den päpstlichen Stuhl bestieg, hatte sicher zu erwarten, dass die Feinde Jesu Christi ihre Wut ganz besonders gegen ihn richteten. Als der Heilige das Oberhirtenamt angetreten hatte, arbeitet er unermüdlich und mit großer Weisheit an der Bekehrung der Römer. Durch seine Predigt und seinen heiligen Wandel brachte er viele Heiden zur Erkenntnis des wahren Gottes. Darunter waren selbst einige aus der Familie des Kaisers Domitian, selbst die Schwester des Kaisers Flavia Domitilla, welche nicht bloß eine eifrige Christin wurde, sondern auch ihre Jungfrauschaft dem Herrn weihte. Gott unterstütze seine Arbeit durch Wunder. Eines Tages, als Christen heimlich ihren Gottesdienst feierten, hatte sich ein vornehmer Römer mit Namen Sisinius in ihre Versammlung geschlichen, um zu sehen, was die Christen da anstellten, und ob auch seine Gemahlin sich unter denselben befände. Gott strafte diesen Vorwitz mit plötzlicher Erblindung. Da er sich nun nicht allein entfernen konnte, gab er sich zu erkennen und bekannte seinen Fehler. Der heilige Papst betete über ihn und gab ihm das Gesicht wieder. Dann erklärte er dem Sisinius die Wahrheiten der christlichen Religion. Derselbe öffnete sein Herz dem himmlischen Lichte und bat demütig um die heilige Taufe. Dieser Vorfall und sein Beispiel bewog viele Heiden zur Annahme des Christentums. 

Der heilige Clemens predigt das Evangelium - St. Clemens Süchteln

Die Kirche zu Rom vermehrte sich von Tag zu Tag. Deshalb teilte der heilige Papst Rom in sieben Bezirke ein und stellte für dieselben sieben Männer auf, welche das Leben, die Leiden und die herrlichen Tugenden der heiligen Martyrer sorgfältig in Bücher aufschreiben sollten. Er selbst verfasste auch viele oberhirtliche Sendschreiben und Bücher, um die christliche Religion zu erklären und zu verteidigen. Schon hatte Clemens neun Jahre als Oberhaupt die Kirche Gottes regiert, als der Kaiser Domitian die Christen zu verfolgen begann. Diese Verfolgung wütete vorzüglich in Rom, erstreckte sich aber auch auf die übrigen Teile des römischen Reiches. Sehr viele Christen, darunter selbst aus der kaiserlichen Familie, wurden gemartert. Clemens schrieb darüber in seinem Briefe an die Korinther, dass eine große Zahl von auserwählten viele Leiden und Martern bestanden habe. Eine schwere Sorgenlast lag während dieser Verfolgung auf den Schultern des frommen Papstes, der als zärtlicher Vater an den Drangsalen und Leiden seiner Kinder die herzlichste Teilnahme zeigte und unablässig bemüht war, durch Lehre und Ermahnung, durch Gebet und Beispiel seine teure Herde standhaft im Glauben zu erhalten und für das Martyrium zu stärken. Er selbst musste auch Kerker und Bande während dieser Verfolgung ertragen. Die göttliche Vorsehung entriss ihn aber für dieses mal noch dem Martertode, damit die Gläubigen an ihm noch länger einen guten Hirten hätten.    
Zu der Zeit, als der heilige Clemens auf dem päpstlichen Stuhle saß, war in der Kirche zu Korinth eine Spaltung entstanden, die er selbst gottlos und verabscheuungswürdig nennt. Zwar wurde durch dieselbe nicht die Einheit des Glaubens, wohl aber die Eintracht und Liebe, die kirchliche Zucht und Ordnung gestört. Einige Mitglieder dieser Gemeinde ließen sich durch Ehrgeiz und Eifersucht verleiten, rechtschaffene von den Aposteln und apostolischen Männern mit Zustimmung der Gemeinde aufgestellte Kirchendiener zu verdrängen und sich selbst in ihre Stellen einzudrängen. Die Kirche von Korinth hatte sich deshalb in einem Briefe an die Kirche von Rom, dem Mittelpunkt aller Kirchen, gewandt. Der heilige Clemens schrieb nun das vortreffliche Sendschreiben an die Korinther, welches Eusebius ein bewundernswürdiges Werk nennt, das Altertum unmittelbar der heiligen Schrift anreihte und wie diese in den Kirchen öffentlich vorlesen ließ. In demselben bedauert der heilige Papst, dass von der sonst ausgezeichneten Christengemeinde zu Korinth der Geist der Ordnung und gegenseitigen Liebe durch Neid und Eifersucht gewichen sei. Durch die zärtlichen Ermahnungen und durch kräftige Beweggründe sucht er diesen Geist der Liebe, Ordnung und Zucht wiederherzustellen. „Wer, der zu Besuche bei Euch gewesen,“ schreibt der Heilige, „rühmet nicht euren mit jeder Tugend geschmückten Glauben? Eure weise und milde Frömmigkeit in Christo, wer bewundert sie nicht? Wer verkündet nicht Eure freigiebige Gastfreundlichkeit? Eure vollkommene und sichere Erkenntnis, wer pries sie nicht selig? Euren Vorstehern untergeordnet und den Ältesten die gebührende Ehre erzeigend, lehrtet ihr die Jugend bescheidene und züchtige Gesinnung; den Weibern empfahlet ihr die Beachtung aller ihrer Pflichten mit einem tadellosen, heiligen und lauteren Gewissen. Ihr alle waret demütig gesinnt, fern von Großprahlerei, wolltet lieber Gehorsam als Befehlen, lieber geben als nehmen, - Euer Herz war geöffnet der Liebe Gottes, und seine Leiden waren Euch vor Augen. So war auch ein reicher und seliger Frieden gegeben; unersättlich war Euer Verlangen nach Wohltun, und reichlich hatte sich über Euch alle der heilige Geist ausgegossen. – Allein Ruhmsucht und eitle Prahlerei brach unter Euch aus, so dass erfüllt ward, was geschrieben steht: Er aß und trank und ward stark und dick, der Geliebte, und wurde entwöhnt. Daraus entsteht Eifersucht und Zank, Spaltung und Verfolgung, Aufruhr und Krieg. Auf diese Weise erhoben sich die Ungerechten gegen die Gerechten, die des Ruhmes waren gegen die, welche reich daran, die Unverständigen gegen die Beständigen, die Jugend gegen das Alter – deswegen ist fern die Gerechtigkeit und der Frieden.“ Danach mahnt er sie eindringlich, ihren Lastern zu entsagen, und belehrt sie, dass diejenigen, welche in der Kirche die letzten Plätze einnehmen, Gott am wahlgefälligsten sein können.

 
Clemens spendet den Christen im Steinbruch Beistand und Hilfe - St. Clemens Süchteln

Unter dem Kaiser Trajan brach wiederum eine grausame Verfolgung der Christen aus. Der heilige Papst wurde ergriffen und zur Verleugnung des Glaubens aufgefordert. Da er aber standhaft blieb, und weder Drohung noch Misshandlung ihn wankend machten, wurde er nach dem wüsten Chersoneos (Krim) verbannt. Dort traf er schon über 2000 Christen, welche zu schweren Arbeiten in den Steinbrüchen und Bergwerken gezwungen wurden. Wegen großen Wassermangels hatten sie daselbst auch oft schrecklichen Durst zu leiden. Von Mitleid ergriffen, wandte der heilige Clemens sich zum Gebete und flehte um Abhilfe. Da erschien auf der Spitze eines nahen Hügels ein Lamm, welches mit dem rechten Fuße auf eine verborgene Quelle hinzeigte. Clemens eilte hin, erbrach mit einer Hacke den Felsengrund, sogleich sprudelte das frische Wasser hervor. Auf dieses Wunder hin bekehrten sich viele Ungläubige und ließen sich vom heiligen Papste im Glauben unterrichten. Als Kaiser Trajan dieses erfuhr, ließ er die Christen auf dem Chersoneos von neuem hart verfolgen, um sie vom Glauben abtrünnig zu machen. Da aber der Präfekt Ausidianus sah, dass alle Martern vergeblich angewandt würden, solange Clemens unter den Christen bliebe, lies er diesen mit einem schweren Anker am Halse ins Meer stürzen, damit die Christen seinen heiligen Leib nie mehr finden könnten. Die am Ufer versammelten Christen beteten zu Gott, dass er den Leib seines Dieners nicht im Meere belassen wolle. Da trat das Meer an 3000 Schritte zurück. Es wurde eine Höhle in der Form eines Tempels sichtbar. Dort fanden die Christen den heiligen Leichnam und neben ihm den Anker, mit welchem er im Meer versenkt worden war. Unbeschreibliche Freude erfüllte die Christen; und alle heidnischen Bewohner des Chersoneos nahmen den christlichen Glauben an. In der Folge wurden die Reliquien des heiligen Clemens nach Rom übertragen und in der dort zu seiner Ehre erbauten Kirche beigesetzt. Auch auf dem Chersoneos, an dem Orte, wo auf sein Gebet wunderbar die Quelle eröffnet ward, hatte die Christen eine Kirche gebaut. 

Die Christen von Chersoneos finden den Leichnahm des heilige Clemens in einer Meereshöhle - St. Clemens Süchteln

Leben der heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres
P. Matthäus Vogel, Priester der Gesellschaft Jesu.
1906. Druck und Verlag der
Missionsdruckerei Steyl, Kaldenkirchen Rheinland
 
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Hörspiel über den heiligen Papst Clemens I.

Aus den Katakomben während der Christenverfolgung unter Kaiser Trajan


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Noch ein kleiner Ausflug in das Messbuch von 1962. Dort findet sich am 23. November für sein Gedenken an den heiligen Clemens die folgende Oration:

Oration
Gregem tuum, Pastor aeterne, placatus intende: et per beatum Clementem,
Martyrem tuum atque Summum Pontificem, perpetua protectione custodi; quem totius Ecclesiae praestitisti esse pastorem.

Schau versöhnt auf Deine Herde, ewiger Hirt, und bewahre sie durch Deine heiligen Märtyrer und Papst Clemens, den Du als Hirten der ganzen Kirche gegeben hast, unter beständigem Schutz. 
Durch unseren Herrn.   

(Übertragung aus dem VOLKSMISSALE - 
Das vollständige römische
 Messbuch nach der Ordnung von 1962
Priesterbruderschaft St. Petrus, 2015)

Samstag, 18. November 2017

Der Engel von St. Clemens

Lauda Sion Salvatorem -  „Lobe, Zion, den Erlöser“

Kirchenfenster - St.Clemens
 
Kirchenfenster - St.Clemens


Kirchenfenster - St.Clemens

Mittwoch, 1. November 2017

Martinslied: St. Irmgard - St. Martin

St. Irmgard - St. Martin
St. Irmgard lebt ` als Jungfrau  rein
Auf Süchteln´s stiller Flur,
Dem lieben Gott wollt´ sie sich weih´n,
Dem Armen dienen nur.

Ihr Vorbild war ein Reitersmann,
der einst durch gute Tat
Des Heilands Liebe sich gewann:
St. Martin, der Soldat.

Mit einem Bettler, den es fror,
Teilt seinen Mantel er.
Darob der Heiland ihn erkor
Zu hoher Bischofsehr`.

Ein heil`ger Bischof Martin war,
Vergaß die Armen nicht,
Drum ehret ihn der Kinder Schar
Mit Fackeln bunt und licht.

Und wenn der Lichterzug nun zieht,
Dann freut sich Jung und Alt,
Vom Reitersmann das schöne Lied
Als froher  Dank erschallt.

Doch mit St. Martin Preisen heut`
Wir froh St. Irmgard auch,
Zu ehren sie, war allezeit
In Süchteln guter Brauch.

St. Martin und St. Irmgard hoch,
Ihr Gottesfreunde hehr!
So lang als Süchteln stehet noch,
Wird Dank euch, Lob und Ehr.

(1952, Autor unbekannt)
Melodie: Üb´immer Treu und Redlichkeit hier
In der Irmgardisstadt hier


Mittwoch, 25. Oktober 2017

Volkssage von der heiligen Irmgardis

Eine sehr alte Volkssage über die heilige Irmgardis möchten wir durch dieses Gedicht, das wahrscheinlich aus dem vergangenen Jahrhundert stammt und nur noch wenigen alten Süchtelnern im Wortlaut bekannt sein wird, wieder ins Leben zurückrufen. Der Wortlaut wurde uns von Frau L. Kox, Süchteln - Dornbusch, angeben, der wir hiefür herzlichst danken.


Ihr alten frommen Sagen aus meiner Väter Zeit,
wie kommt´s, daß ihr verachtet und schier vergessen seid!

Die Welt ist alt geworden, der Kinderglauben schwand,
der unsrer Väter Herzen so warm und offen fand.
Kein Wunder mag man glauben, weil keine mehr geschehn,
und wenn sie auch geschähen, es würd´ sie keiner sehn,
und würd´ sie keiner preisen in lieblichem Gesang.
So töne, meine Harfe, denn du in schlichtem Klang!

Zu Süchteln auf dem Berge ein Kirchlein seh ich stehn,
worin gar viele Wunder vor Zeiten sind geschehn.
Vor acht mal hundert Jahren wohnt eine Jungfrau hier,
sie war der Kirch´ auf Erden des Reiches Gottes Zier.

Irmgardis war Ihr Name, am Rheine wohbekannt,
sie war von Züphten Gräfin und Kaisern gar verwandt.
Sie wohnt` hier in ´ner Höhle, sie trank aus einem Bronn,
der nahe bei der Höhle aus einem Felsen ronn.
Sie nährte sich von Wurzeln, von Beeren, Heidekraut,
sie fastete und betet`, was alle schier erbaut`.
Sie lebte ganz in Armut, kasteiet ihren Leib,
sie war an Leib und Seele ein adeliges Weib.

Nun wohnte auch in Süchteln ein armer frommer Mann,
der nur mit großer Mühe acht Kinder nähren kann.
Der Mann ging mit der Axte einst in den Tannenwald
und fällte dort die Tannen, daß durch den Wald es schallt´.
Er dacht im Herz´ der Seinen im stillem Vaterglück,
da prallte seine Axt jäh vom Tannenbaum zurück.
Sie traf, o welches Unglück, des guten Mannes Stirn,
und von dem Stamme spritze des armen Mannes Hirn.

Der Abend stieg hernieder, es naht die Nacht sich schon,
"Wo bleibt heut der Vater?", so sprach der ältre Sohn.
"Wo mag er heute bleiben, es wird so bange mir,
denn stets war mit der Dämm´rung der gute Vater hier!"
"Kommt, lasset uns ihn suchen, sehn, wo er bleiben mag",
zu seinem jüngren Brüdern der ältere dies sprach.
Dann gingen sie zum Walde und fanden endlich ihn
in seinem Blute schwimmend, sein Leben war dahin.

Die heilige Irmgardis, sie hörte das Geschrei,
zu sehn, was vorgefallen, eilt schnelle sie herbei.
Als sie nun hier vernommen die jammervolle Mär,
von Mitleid ward ergriffen die heilige Jungfrau sehr.
Aus ihren schönen Augen floß reich der Tränen Quell,
dann faltet´ sie die Hände und betet´ klar und hell:
"O lieber Gott im Himmel, erhöre mein Gebet,
da du unsre Gebete noch niemals hast verschmäht!
Gib du, o Allerbarmer, der Frommen Schutz und Hort,
den guten Vater wieder den lieben Kindern dort!"

Als sie dies kaum gesprochen, - o staunt das Wunder An! -,
die schon gebrochnen Augen schlägt auf der tote Mann.
Dann regen sich die Glieder, der Tote, er erwacht,
er steht da ohne Wunden in Schönheit und in Pracht,
und von den bleichen Lippen ertönt es, ach, so bang:
"Wo bin ich, ach, wo bin ich!", so dumpf wie Grabgesang.
Die Kinder falten die Hände, kurios es ihnen ist,
dann sprechen sie alle leise: Gelobt sei Jesus Christ!
 
Dank an K-W. Bleischwitz!

Freitag, 13. Oktober 2017

Der Selige Karl Leisner in Süchteln

Wer war Karl Leisner?

"Tu es sacerdos in aeternum! - Du bist Priester in Ewigkeit!"

Karl Leisner, in Rees geboren, war während des 3. Reichs ein begeisterter katholischer Jungscharführer und organisierte verbotene Jugendgruppen im Untergrund. 1934 ernannte ihn Bischof Clemens August Graf von Galen zum Diözesan-Jungscharführer. Er trat ins Priesterseminar ein, 1939 weihte ihn Bischof von Galen zum Diakon.

Karl Leisner wurde von der Gestapo verfolgt und ins KZ Dachau gebracht. Aus Leidenschaft für Christus will er Priester werden. Der totkranke Karl Leisner wird unter strengster Geheimhaltung durch seine Mitgefangenen, durch den französischen Bischof Gabriel Piguet von Clermont - Ferrand, im KZ Dachau am 17.12.1944 zum Priester geweiht. Ein kirchengeschichtlich einzigartiges Ereignis. Leisner stirbt an den Folgen der Haft 1945 in Planegg. 
Er hat als Priester nur ein einziges mal die Heilige Messe zelebriert!

Karl Leisner, ein Mensch von beeindruckender innerer Größe.

Er ist katholischer Märtyrer und wurde von Papst Johannes Paul II. am 23.06.1996 selig gesprochen im Berliner Olympiastadion.



Karl Leisner Statue - Kirche St. Mariä Himmelfahrt

Vor der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Rees steht heute eine Bronzestatue und erinnert an den großen Sohn der Sadt, den seligen Karl Leisner. 

 

Karl Leisner und die Heilige Irmgardis

Karl Leisner wurde am 28. Feburar 1915 in Rees geboren. Hier wurde Karl Leisner am 03.03.1915 in der von der Heiligen Irmgardis im Jahr 1040 gestifteten hier Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Rees getauft. Das folgende Foto zeigt das Innere der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Rees so wie es Karl Leisner sicherlich kannte. Die Kirche wurde leider im II. Weltkrieg zerstört.


St. Mariä Himmelfahrt - Rees vor 1940

St. Mariä Himmelfahrt, Rees - heute

Tagebuch von Karl Leisner über Süchteln

Einen weiteren Berührungspunkt haben die Heilige Irmgardis und Karl Leisner als dieser im Jahr 1929 regelmäßig nach Süchteln kommt.

Sein Bruder Willi Leisner kam wegen seiner „Englischen Krankheit“ nach Süchteln am 26. August 1929 in die „Provinzial-Kinderheilanstalt Süchteln“, eine Folge der Mangelernährung der "Steckrübenwinter" des I. Weltkriegs.Von da an spiegelt sich in Karl Leisners Tagebuchnotizen wider, wie die Brüder Süchteln und Umgebung kennenlernten. Die Aufzeichnungen zeigen auch, wie sehr Karl Leisner seinen jüngeren Bruder vermisst, sich um ihn gesorgt und gekümmert hat. Karl Leisner war sich sicherlich bewusst, welche anstrengenden Behandlungen in Süchteln seinen Bruder erwarteten.

Folgender Film gibt einen Einblick in das Leben und die damaligen Behandlungsmethoden, die Willi Leisner jahrelang hat über sich ergehen lassen müssen, hier

Die Kinderheilstätte in Süchteln wurde von katholischen Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel betreut. 

Aber nun zu den Tagebucheinträgen von Karl Leisner zu Süchteln:

 
Kleve, Montag, 26. August 1929
Um 7.30 Uhr brachte ich das Kasperle-Häuschen […] zur Münze. Ich fuhr von der Münze schnell mit dem Rad zur Bahn, um mich von Willi, der nach Süchteln fuhr, zu verabschieden.

Kleve, Sonntag, 1. September 1929
Fahrt per Rad nach Süchteln (zu Willi) – Neuß – Goch wieder nach Cleve Vom 1. September bis zum 2.9.1929
[…]
Dann gings über Oedt nach Süchteln, wo ich um 9.40 Uhr war. Um 10.00 Uhr hatte ich Willi glücklich gefunden. Ich gab ihm alles Mitgebrachte und erzählte ihm alles Neue. Besonders an den Rügenbildern hatte er Spaß. Um 11.30 Uhr hatte er Mittagessen. Ich legte mich ins Gras und aß mit einem von Willi für solang „geliehenen“ Anstaltslöffel meinen Kartoffelsalat. Nach dem Mittagessen sprach ich mit Willi über dies und jenes. Nachdem Willi mir kurz die Anstalt gezeigt hatte, fuhr ich um 14.20 Uhr von Süchteln nach Viersen ab.

Montag, 2. September 1929
Um 19.00 Uhr fuhr ich nach Cleve. Um 20.00 Uhr war ich zu Hause, wo ich noch alles von Willi erzählte und allen aus Süchteln, Neuß und Goch Grüße bestellte.


Karl Leisner aus Kleve am Samstag, 28. September 1929, an Walter Vinnenberg in Maria Laach:
Jetzt ist Willi für eine Woche hier auf Urlaub. Am Sonntagabend kam er allein nach hier. Wir freuten uns sehr darüber, daß wir den armen Kerl hier hatten. Übermorgen muß er wieder nach Süchteln. Es ist ihm doch hinderlich das Gipskorsett; aber er hat sich schon vollständig daran gewöhnt. Dies Gipskorsett muß er noch fünf Wochen anhalten. Dann bekommt er nochmal für zwei Wochen ein anderes und dann das endgültige Lederkorsett. Dies wird nicht mit unbeweglichem Kopfhalter, sondern nur mit einer beweglichen Kopfstütze [sein].

Karl Leisner aus Kleve am Dienstag, 15. Oktober 1929, an Walter Vinnenberg in Maria Laach:
Auch Willi habe ich Euern Dank für seine Zeilen mitgeteilt. Ihm geht’s [in Süchteln] prima, nur wird er wohl jetzt, wenn’s so ein dreckiges Wetter ist, viel in der Stube hocken müssen. Aber da helfen ihm ja Bücher und Spiele von der Langeweile ab. 

Kleve, Sonntag, 20. Oktober 1929
Gegen 9.15 Uhr war ich in der Anstalt. Ich ging durch ein kleines Törchen herein, da kein Besuchstag war. – Ich lauerte Willi an der Kirchentür auf. – Ich hatte ihn bald erwischt. Bis Mittag unterhielt ich mich mit ihm und anderes mehr. Ich hatte ihm den „Märklin“-Metallbaukasten mitgebracht, worüber er sich sehr freute. – (NB Er konnte ihn auch gut gebrauchen, da er am nächsten Tag den Gips abbekam und wegen einer Wunde lange Zeit zu Bett liegen mußte.) – Als Willi Mittagessen hatte, mußte ich verschwinden. – Währenddessen spazierte ich vor der Anstalt auf und ab und aß dabei Butterbrote. – Nach dem Essen unterhielt ich mich noch mit Willi und andern. Herr Direktor Dr. Roeren[1] kam mal eben gucken und „schimpfte“ mit Willi (aus Spaß), ob heute Besuchstag sei!? – Um 14.10 Uhr verabschiedete ich mich von Willi und um 15.15 Uhr fuhr ich mit dem „verkehrten“ Zug [Viersen-Krefeld] eine Station weiter nach Vorst. Von dort aber wieder rasch nach Süchteln und um 15.45 Uhr nach Kempen. Dort hatte ich fast eine Stunde Aufenthalt. Um 17.15 Uhr fuhr ich nach Cleve zurück. – 18.15 Uhr dort angekommen. 18.45 Uhr zu Hause.

[1] Prof. (Direktor) Dr. med. Ludwig Wilhelm Roeren (* 14.11.1888 in Elberfeld, † 16.8.1971) – Facharzt für Orthopädie – Medizinischer Leiter der Provinzial-Kinderheilanstalt Süchteln 1921–1954 – Er beobachtete die Behandlung von Willi Leisner und betreute ihn.

Kirchentür - Kapelle zur Schmerzhaften Mutter Orthopädie, Johannestal Süchteln 
 "Ich lauerte Willi an der Kirchentür auf" Karl Leisner

 
Kapelle zur Schmerzhaften Mutter Orthopädie, Johannestal Süchteln
Kleve, Dienstag , 22. Oktober 1929
Heute zogen wir um!
[…]

Um 19.30 Uhr fuhr ich […] zum „neuen Haus“, wo ich heute zum ersten Mal auf meinem schönen großen Zimmer schlief. – Ich schlief sehr gut allein auf meinem Zimmer; aber Willi, der in Süchteln ist, vermißte ich doch etwas. – Das war die erste Nacht im neuen Haus. 

Kleve, Samstag, 2. November 1929
2.11. bis 3.11.1929 – Radfahrt mit der Gruppe [St. Werner] nach Süchteln
Dort in der Jugendherberge[1] mit andern Treffen und nachher Willi besucht.
[…]
So fuhren wir endlich 14.15 Uhr ab. Es ging über Goch (eben bei den Tanten [Maria und Julchen] ein Paket für Willi abgeholt) – Kevelaer – Geldern (Rast!) – Kempen – (es fing an zu dunkeln; Laternen angebracht!) nach Süchteln. Ankunft in der Jugendherberge.



[1] Jugendherberge in Süchteln

Errichtung von Jugendherberge u. angrenzender Waldkampfbahn (Sportstätte) durch Bürgermeister Josef Steinbüchel (1884–1957) 1927. Die Jugendherberge in der Karl Leisner damals übernachtete gibt es noch und heißt heute "Waldbistro".


Diese Treppenstufen hat auch schon Karl Leisner benutzt
Waldbistro - Süchteln


Süchteln, Sonntag, 3. November 1929
2. Tag. Wir standen 8.20 Uhr auf und wuschen uns. – Um 10.00 Uhr gingen wir nach vorherigem „Bummel“ durch Süchteln ins Hochamt [in die St.-Clemens-Kirche]. (Die Gottesdienstordnung in der Jugendherberge war nicht richtig; denn auf ihr stand: 9.00 Uhr Messe. Aber es war gar keine.) Um kurz nach 11.00 Uhr waren wir wieder in der Jugendherberge, die übrigens sehr sauber ist.
[…]

Nach dem Abschied sausten wir noch eben zur Orthopädischen Provinzial-Kinderheilanstalt und besuchten dort meinen Bruder. (Mama war gerade da.) Nachdem ich Willi die „Schätze“ aus Goch abgeliefert hatte – (die Hälfte hatte ich am Rad im Rucksack liegenlassen).

St.Clemens Süchteln als Karl Leisner hier die Heilige Messe besuchte, um 1933

Karl Leisner aus Kleve am Sonntag, 24. November 1929, an Walter Vinnenberg in Maria Laach:
Von der Süchtelner „Auferstehungsfeier“ habt Ihr sicher die Karte bekommen.[1]
[…]

Dann besuchten wir noch eben Willi, der leider nicht zur Jugendherberge kommen konnte, weil er gerade das Gipskorsett abbekommen hatte. Er hatte natürlich riesigen Spaß, seine „Kumpels“ mal wiederzusehen.
[1]  Willi Leisner war von seinem Gipskorsett befreit worden und hatte ein Lederkorsett bekommen.

Willi Leisner
Kleve, Mittwoch, 18. Dezember 1929
Heute kam Willi aus Süchteln zu einem dreiwöchigen Urlaub. Mit dem Auto fuhren wir zur Wohnung.

Kleve, Sonntag, 29. Dezember 1929
Um 9.45 Uhr gings, trotzdem das Wetter nicht einladend aussah, zu Fuß nach – – – Goch?! Aber, als wir beim „Weißen Tor“ waren, fings dermaßen an zu stürmen und Regenböen peitschten uns so ins „Angesicht“, daß wir schon in Bedburg zum Bahnhof gingen, um mit dem Zug nach Goch zu fahren. (Mama mit Willi, der wegen seinem Gips nicht so weit laufen kann, waren von Cleve aus mit dem Zug gefahren.)
[…]

Zum Kaffee kam ein Junge, der bei Willi in Süchteln ist, Fritz van der Wouw. 

Karl Leisner aus Kleve am Sonntag, 2. März 1930, an Walter Vinnenberg in Maria Laach:
Meinem lieben „Brüderlein“ geht’s ausgezeichnet. – Heute war Vater in Süchteln. Dort besucht Willi jetzt Ostern wieder das Gymnasium[1], da er noch wohl ein Jahr in der Heilanstalt bleiben muß. Ich vermisse ihn doch sehr; er ist immer so’n lieber, lustiger Kerl, und mit ihm habe ich öfters viel Freude gehabt. – Na ja, es geht ja schließlich auch so! Jetzt kommt ja wieder die wärmere Jahreszeit, und da kann ich ja jeden Monat mal zu ihm hinfahren.

[1]  Von Ostern 1930 bis März 1931 besuchte Willi Leisner die Städtische höhere Knabenschule in Süchteln.

Süchteln, Samstag, 5. April 1930
Samstag: Bei Willi in Süchteln. Er zeigt [.?.] im Wald die Quelle und die verf. [verfallene] Kirche.
Mittags mit Willi und Fritz van der Wouw = Goch und seinem Vater zu den Süchtelner Höhen (Irmg.-Kap. [Irmgardiskapelle]).


Mit der "verfallene Kirche" ist hier sicherlich die "versunkene Kapelle" im Johannestal gemeint. Diese liegt in unmittelbarer nähe zur Ohrtopädie.
Aus Karl Leisners Tagebuchaufzeichnungen ist nicht ersichtlich, ob er sich mit der Identität der Irmgard von Aspel bei seinem Geburtsort Rees und der Irmgard von Süchteln auseinandergesetzt hat.

Die versunkene Kapelle - heute

Die versunkene Kapelle - heute

Kleve, Samstag, 5. Juli 1930
Samstag, den 5. Juli bis Sonntag, den 6. Juli. Fahrt nach Süchteln
Um 14.00 Uhr sollten wir uns bei Hiby treffen. Ich kam 20 Minuten zu spät. Es ging sofort los.
[…]
Um 19.00 Uhr waren wir an der Süchtelner Jugendherberge, wo uns Ferdi [Falkenstein] aus Neuß, den ich vorher davon benachrichtigt hatte, erwartete. Kurze Begrüßung! Dann legten wir unsere Sachen ordentlich im Schlafsaal hin und plauderten noch etwas miteinander auf den Sitzen des Sportplatzes [der Süchtelner Waldkampfbahn]. Um 21.00 Uhr ging’s in die Klappe.



Süchteln, Sonntag, 6. Juli 1930
Hierauf fuhren wir mit den Rädern über die Süchtelner Höhen zur Kinderheilanstalt (Krüppel), wo ich Willi zum Mitfahren abholen sollte. Es dauerte etwas arg lang und die andern waren schon ganz ungeduldig geworden.
[…]
Dann fuhren wir a tempo zur Süchtelner Jugendherberge zurück. 


Karl Leisner aus Kleve am Freitag, 3. Oktober 1930, an Walter Vinnenberg in Maria Laach:
Willi hält sich auch ganz gut in Süchteln. Am Sonntag fahr ich hin. Er hat Dir sicher schon geschrieben. Hoffentlich kommt er Ostern nach Hause; denn es ist doch schöner mit ihm, als ohne ihn.

Kleve, Sonntag, 5. Oktober 1930
In Süchteln bei Willi!
Um 5.15 Uhr auf. Um 6.00 Uhr in der Oberkirche [Stiftskirche] Messe. Um 8.04 Uhr mit dem Eil-Zug nach Kempen. – (Feiner, neuer Wagen. Lokus mit Spülung und Waschgelegenheit!) – Von Kevelaer bis Kempen mit einem Clever unterhalten. – Um 9.04 Uhr Kempen an. Um 9.40 Uhr ab [mit dem „Schluff“ über Schmalbroich]. Bis Oedt Tagebuch [Vornotizen] im „wackligen“ Zug. Um 10.00 Uhr in Süchteln. Fritz v. d. W. [van der Wouw] war da. – Gegen 10.45 Uhr in der Anstalt. Alles bei Willi ausgepackt. – Von 11.00 bis 13.40 Uhr kleinen Spaziergang gemacht. Willi von Föns [van Thiel], Gruppe und Gautag [des Katholischen Wandervogels (KWV)] in Solingen erzählt. Solange Willi und Fritz aßen, draußen gesessen, gefuttert und Tagebuch geschrieben. – Nach dem Essen bis zur Andacht mit Willi in’n Wald gegangen. – Um 14.00 Uhr Rosenkranzandacht in der A-Kapelle [Anstalts-Kapelle]. Nach der Andacht Willi Kaffee bis 15.10 Uhr. Er brachte mir ein Stück Waldbeerkuchen mit. Dann wieder durch die Gegend geströpt. Über die Süchtelner Höhen zum Bahnhof. Um 17.24 Uhr ab Süchteln. 

Kapelle zur Schmerzhaften Mutter, Rheinische Kliniken Süchteln hier


Kleve, Sonntag, 12. Oktober 1930
(Nachtrag) War heute bei Willi in Süchteln und brachte ihm das Fackelzeug („Auf zum Brocken“) mit.[1] Wir gingen zusammen zu den Süchtelner Höhen spazieren.
[1] Willi Leisner hatte drei Zuckerrüben ausgehöhlt, als Hexen gestaltet und dazu ein beleuchtetes Schild mit dem Text „Auf zum Brocken“ gefertigt.

Kleve, Montag, 8. Dezember 1930
Nachmittags fährt Willi wieder nach Süchteln.

Kleve, Mittwoch, 24. Dezember 1930
 Heiligabend 1930 muß es schön gewesen sein. Willi hatte in Süchteln gebastelt.

Karl Leisner aus Kleve am Samstag, 21. Februar 1931, an Walter Vinnenberg in Münster:
Weißt Du vielleicht, ob man Kapuziner-Föns [van Thiel] in der Fastenzeit besuchen darf?!! Denn ich wollte, wo ich jetzt am ersten Sonntag im März [1.3.1931] nach Süchteln zu Willi fahre, auch mal eben zu Föns [in Krefeld], was ja von Süchteln aus keine Weltreise mehr ist.
[…]
Also schreib mir mal bitte über das vor dem ersten Sonntag im März; denn später bietet sich einem nicht mehr solch eine günstige Gelegenheit, weil Willi nach dem Ende des Schuljahres endgültig nach Hause kommt. – Deo gratias! Denn es ist doch schöner zu zweien, als allein. 


Kleve, Samstag, 28. März 1931
Am 28.3.1931 kam Willi von Süchteln wieder. Großes Festessen! Freude!

Karl Leisner aus Kleve am Sonntag, 24. Mai 1931, Pfingstsonntag, an Walter Vinnenberg in Telgte:
In bezug [auf das] Pfingstlager haben wir zwei soviel erreicht, daß wir die letzten drei Tage hindürfen.[1] Vorher fahren wir dann nach Süchteln, wo Willi sich dem Herrn Direktor [Dr. Ludwig Roeren] und den Ärzten nochmal vorstellen muß. (Das heißt: Es wird nachgesehen, ob noch alles mit seinem Lederpanzerkreuzer [Korsett] stimmt.)

[1]  Karl Leisner aus Kleve am Dienstag, 14. Juli 1931, an Walter Vinnenberg:
Am Pfingstsonntag [24.5.] fragt mein Vater mich, ob ich die ganze Woche zum Rheinlager wolle, er hätte Ferien bekommen und da wollte er schon mit Willi nach Süchteln zur Vorstellung fahren.

Schaephuysen, Mittwoch, 27. Mai 1931
Schlechtes Wetter! 8.00 Uhr: Der Regen hört auf. Wir starten nach Süchteln, wo wir 10.00 Uhr sind. Zwei Stunden dort. 

Karl Leisner aus Kleve am Dienstag, 5. Januar 1932, an Walter Vinnenberg in Münster:
Willi ist gestern früh für drei Tage „Untersuchungshaft“ nach Süchteln gefahren. 

Karl Leisner aus Kleve am Freitag, 22. Juli 1932, an Walter Vinnenberg in Münster:
Willi kann nicht mitkommen, da er acht Tage nach Süchteln muß
.
Kleve, Freitag, 12. August 1932
Willi war wieder aus Süchteln zurück.


Donnerstag, 3. bis Freitag, 4. Januar 1935
Heute mußte ich nach Süchteln zur Korsettreparatur.[1]



[1] Leisner, Willi: Tagebuch Nr. 5: 83

Von Karl und Willi Leisners 1937 beschlagnahmten Tagebüchern durch die Gestapo, hat Willi nur das Tagebuch Nr. 5 von 1935 zurückbekommen.
 

Vermächtnis von Karl Leisner 

Durch seinen Tod im KZ, mit dem er selbst zum Opferlamm geworden ist, hat er uns Katholiken für heute einen Weckruf mitgegeben. Der Höhepunkt seines Lebens ist die einzige Feier der heiligen Messe, zu der er in der Lage ist.

Zu diesem Martyrium waren Karl Leisner und mit ihm viele andere Priester in jenen Tagen in der Lage, weil sie ihr Leiden als ein Opfer für und durch Christus verstanden, um ihm gleich zu werden bis in den Tod.

Genau das ist heute für viele Menschen nicht mehr nachvollziehbar und der folgende Kritikpunkt sei erlaubt, besonders in der Nachkonzilsära bis heute ist es in der katholischen Kirche völlig abhanden gekommen, wo es nur noch um "Mahlgemeinschaft" und "zu Tisch" kommen geht, hier.
Das hat tiefgreifende Ursachen, darauf weiter einzugehen füllt ganze Bibliotheken.



Wer sich weiter über Karl Leisner, sein höchst spannendes Leben und seinen Widerstand während der NS-Zeit infomieren möchte, dem sei die Seite www.karl-leisner.de empfohlen.

Seliger Karl Leisner, Ora Pro Nobis!

Karl Leisner als Primiziant

Die Verfolgung der katholischen Kirche unter dem Hitler-Regime 

In der heutigen Zeit wird der katholischen Kirche oftmals eine Mittäterschaft am 3. Reich vorgeworfen, nicht zuletzt durch das 1963 von Rolf Hochhuth in der BRD aufgeführte "Dokumentartheater" über Papst Pius den XII. "Der Stellvertreter". Hochhuth wirft in seinem Theaterstück dem damaligen Papst Schweigen über den Massenmord an den Juden vor. Dass damit die gesamte katholische Kirche verunglimpft wurde, gerade in der öffentlichen Meinung war beabsichtigt und klingt bis heute nach.

Dem gegenüber stehen die heroischen Taten der in den KZs des 3. Reiches getöteten katholischen Priester und auch das Leben von Karl Leisner.  
 
Das übrigens Papst Pius XII. gar nicht so schweigsam war, wird in dem beeindruckenden und sehr gut recherchierten Buch "Der Papst der Hitler trotzte" von Michael Hesemann (aus Neuss!) deutlich. Hesemann kommt zu einem ganz anderen Schluß: Pius XII. hat dem deutschen Diktator getrotzt, der Papst war ein subtiler Gegenspieler des Nazi-Terrors.

Wer sich weiter für dieses Thema interesiert und sich aufklären lassen will, der kann das Buch von Michael Hesemann, hier bestellen. Auch sei der folgende Blog über "Die Verfolgung der katholischen Kirche unter dem Hitler Regime", wärmstens empfohlen.


"Der Papst der Hitler trotzte"
Desweiteren sind lesenwert, "spannend und faszinierend" (Wall Street Journal)
Mark Riebling: Die Spione des Papstes. Der Vatikan im Kampf gegen Hitler
  

Und auch Schwester Pascalina Lehnert,
Ich durfte Ihm dienen: Erinnerungen an Papst Pius XII.



Weitere Filme zum Thema, die auf Tatsachen beruhen:

"Gottes mächtige Dienerin" ein Film 
über die deutsche Ordensschwester Pascalina aus Altötting, die vierzig Jahre an der Seite
 Papst Pius XII. lebte - Teil 1. hier Teil 2. hier 
Übrigens, einige Szenen aus dem Film wurden am Niederrhein gedreht, hier

"Im Wendekreis des Kreuzes" hier 

 "Papst Pius XII. Ein Papst in Zeiten des Krieges" - hier